«Ich spüre den Stolz der Leitenden»

Interview mit Monika Dillier, Kantonspräses der Jubla Bern

Als Berner Kantonspräses der Kinder- und Jugendorganisation Jubla ist Monika Dillier mehr als eine Anlaufstelle bei Schwierigkeiten. Sie vernetzt, ermutigt, unterstützt und knüpft im Hintergrund Verbindungen mit Stellen, zu denen die Scharen kaum Zugang hätten.

In diesen Wochen sind viele Jubla-Scharen in den Lagern. Schlafen Sie gut?

Monika Dillier: Ich bin schon ein wenig auf Nadeln, vor allem auch wegen des miesen Wetters. Mein Handy ist rund um die Uhr eingeschaltet, und als es neulich um 23 Uhr läutete, bin ich zusammengezuckt; zum Glück war es eine Bagatelle. Ich schlafe allerdings besser als letztes Jahr, als ich zum ersten Mal Teil des Krisenteams war.

Als Kantonal-Präses sind Sie zwar nicht oberste Leiterin, aber Sie sind die Person, die sich für die ganze Jubla Bern verantwortlich fühlt. Eine schwere Bürde?

Wir haben im Kanton Bern eine sehr kompetente Kalei (Kantonsleitung), die ihre Arbeit hervorragend macht. Daher ist die Bürde nicht allzu schwer. Die ersten, die von möglichen Problemen etwas mitbekommen, sind die Scharpräses. Sie sind teilweise auch in den Lagern dabei. Ich bin zusammen mit dem Krisenteam eher das Backoffice, das erst bei grösseren Problemen aktiv wird.

Sie besuchen reihum die Lager der Scharen. Was treffen Sie an?

Ich sehe fröhliche Kinder und Leitungspersonen, die wissen was sie tun. Ich erlebe tolle Geschichten, die sich als roter Faden durch das Lager ziehen. In diesem Jahr nehmen mehr Kinder an den Lagern teil als in anderen Jahren, da wegen der Pandemie viele Familien nicht in die Ferien verreisen.

Bekommen Sie auch Sorgen der Leitungspersonen zu hören?

In erster Linie spüre ich den Stolz der Leitenden. Sie sind zu Recht stolz auf ihr Programm, auf die Infrastruktur, auf die Begeisterung der Kinder. Das nasse Wetter ist allerdings eine Herausforderung, die ständige Anpassungen des Programms fordert.

Mussten Sie schon eingreifen, weil etwas nicht gut lief?

Bisher musste ich in keinem Lager eingreifen. Das würde ich auch nie alleine tun. Wenn es ein Problem gäbe, dann unterstützt das Krisenteam, der Scharpräses oder der Coach die betroffene Schar. Bisher haben wir aber in diesem Sommer keine grösseren Schadenmeldungen erhalten. Meine Hauptaufgabe bei den Lagerbesuchen ist es, Danke zu sagen für all das, was die Leitungsteams tun.

Dank und Ermutigung gehört auch während des Jahres zu Ihren Hauptaufgaben. Doch sind die Kantonspräses-Aufgaben während des Jahres anders als während der Lagerzeit.

Die Kontaktpflege ist eine meiner wichtigsten Aufgaben: zu den Scharleitungen, zu den Scharpräses, zu den Pfarreien und auch zu übergeordneten Stellen. Es ist wichtig, dass auch der Landeskirchenrat und das Bischofsvikariat wissen, was die Jubla leistet. Gute Beziehungen zwischen mir und den Scharen sind wichtig, damit sich die Verantwortlichen bei Schwierigkeiten bei mir zu melden getrauen. Oft unterstütze ich die Scharleitungen, etwa in Veränderungsprozessen oder bei Fragen um die Stellung der Schar in der Pfarrei. Wenn ein Präseswechsel ansteht, gehe ich auf die Scharen zu und erarbeite mit ihnen, was sie von ihm oder ihr erwarten dürfen.

Ab und zu hört man, dass die Schararbeit in den Pfarreien wenig wahrgenommen und geschätzt wird.

Ich habe bei keiner Pfarreileitung das Gefühl, die Jubla sei ihr egal. Die Leitungspersonen nehmen die Arbeit der Jubla sehr wohl wahr. Es sind eher die Kirchenmitglieder, die nicht immer spüren, welch wertvolle Arbeit in den Scharen geleistet wird.

Welche Eigenschaften muss ein oder eine Präses mitbringen?

Man muss in erster Linie die Kinder und die Jugendlichen gern haben. Man muss sich in ihrer Welt, die sich ständig und schnell verändert, zurechtfinden. Und man muss flexibel sein, um neue Ideen zulassen zu können. Die jungen Menschen brauchen Freiheit, um zu lernen. Als Scharpräses muss man sich bewusst sein, dass man mehr ist als die Kollegin oder der Kumpel der Leitenden. Man hat eine klare Funktion: begleiten, fordern und fördern. Als Kantonspräses muss ich wissen, dass ich wenig bewirken kann ohne ein gutes Zusammenspiel mit der Kalei, dem Krisenteam, den Scharpräses oder der Landeskirche, bei der ich angestellt bin.

Andere Jugendorganisationen kennen das Präses-System nicht. Was entgeht ihnen?

Die Pfadfinder haben ein starkes Netz von Ehemaligen- und Elternverbänden, das eine ähnliche Funktion hat. Die Jubla ist daran, etwas Ähnliches aufzubauen. Jugendorganisationen, die nichts Vergleichbares kennen, entgeht etwas Wichtiges. Ein Scharpräses ist für eine Jubla eine wichtige Stütze. Eine Pfarrei, die eine oder einen Präses wertschätzt und ins Pfarreileben integriert, hat eine wertvolle Person in ihren Reihen.

Thomas Uhland

 

www.jublabern.ch

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