Fahnenträger Balthasar Bächtold mit den uniformierten der Schweizer Delegation an der internationalen Militärwallfahrt in Lourdes. Foto: Photo Durand

Vom Licht der Freundschaft

Militärwallfahrt nach Lourdes

Jedes Jahr reist eine Schweizer Delegation für drei Tage an die Internationale Militärwallfahrt nach Lourdes. Ein 41-jähriger Armeeseelsorger war 2024 zum zweiten Mal mit dabei, um vor Ort nachzudenken, für den Frieden zu beten und Freundschaften zu pflegen. Letzteres war ihm diesmal besonders wichtig – ein Rückblick.

Balthasar Bächtold

Die Internationale Militärwallfahrt nach Lourdes stand dieses Jahr unter dem Motto «Kommt in Gemeinschaft hierher». Nach dem traditionellen Konzert der Deutschen Bundeswehr am letzten Abend teilte der deutsche Admiral Joachim Rühle seine Besorgnis über die «dunklen Wolken am Horizont» – die Kriege in der Ukraine, in Israel, um Taiwan, die bedrohten Seewege unter den Huthi-Rebellen und die sich auftuenden Grenzstreitigkeiten in der Ostsee.

Kurz zuvor hatte ich einen deutschen Oberstleutnant kennengelernt, der mit dem Kommandanten der Schweizergarde Christoph Graf befreundet ist. Nach seiner sicherheitspolitischen Einschätzung gefragt, sprach er von ähnlichen internationalen Gefahren, nannte aber auch ein grosses Licht: das Licht der Freundschaft zwischen den Menschen und Nationen.

Dass es eine übergeordnete Verbundenheit gebe, habe sich ihm während einer NATO-Übung gezeigt, bei dem mehrere europäische Armeen reibungslos zusammengearbeitet hätten. Auch ich sah dieses Licht der Freundschaft während der Internationalen Militärwallfahrt mehrfach: Es beleuchtete das purpurne Gewand des Schweizer Bischofs, das sympathische Gesicht des eidgenössischen Brigadiers, die engagierten Gemüter des Präsidenten und des Delegationsleiters, und es erstrahlte im Gesang und Gelächter der Walliser, Zürcher, Aargauer und Schwyzer Kameraden. Hell glänzte es auch, als ich erfuhr, dass der deutsche Oberstleutnant ein alter Freund eines Gefährten von mir ist – wie durch Zufall wurden wir im Lauf dieser Tage so miteinander verbunden.

Sollten sich die genannten «dunklen Wolken am Horizont» eines Tages tatsächlich zu einem grossen «vernichtenden Unwetter» verdichten – könnte das Netzwerk der Freundschaft, das auch an der Internationalen Militärwallfahrt seit Jahrzehnten geknüpft wird, allenfalls eine mitentscheidende Lösung im Widerstand gegen Machtgelüste werden?

Ich glaube, dass der dreieinige Gott mithilfe der Heiligen Gottesmutter an der alljährlichen Pilgerreise ein Geflecht der Kameradschaft auf die Delegationen verschiedener Länder legt, das jederzeit aktiviert werden kann. So gesehen dürfte die Internationale Militärwallfahrt nach Lourdes eine der wichtigsten Veranstaltungen sein, der man als Armeeangehörige:r beiwohnen kann.

Als Schweizer Feldprediger und Armeeseelsorger ist es mir wichtig, von der Militärwallfahrt nach Lourdes zu berichten. Erzählen auch Sie davon – oder kommen Sie das nächste Mal selbst mit, die Pilgerreise an den Fuss der Pyrenäen steht allen offen. So werden internationale Freundschaften in unserer bedrängten Zeit weiter gestärkt.

 

Militär grüsst Maria
Seit 1958 steht jeweils Ende Mai die internationale Militärwallfahrt nach Lourdes allen Armeeangehörigen offen. Zum 64. Mal sind heuer etwa 15'000 Teilnehmende aus 37 Ländern angereist, hauptsächlich Katholik:innen. Die Schweizer Delegation war 2024 mit rund 100 Personen vor Ort, davon 26 Frauen und fünf Berner:innen.
Weitere Infos: www.pmilourdes.ch

 

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