Andrea Meier ist Geschäftsleiterin bei der
«offenen kirche bern» und leitet die Fachstelle Kinder und Jugend der Katholischen Kirche Region Bern. Foto: zVg

Ungerechtigkeiten bleiben

Im Beichtstuhl: Andrea Meier

Die Theologin Andrea Meier hält eine gewisse Strenge für erforderlich, um sich unbequemen Wahrheiten zu stellen.

Interview: Katharina Kilchenmann

Was sind Ihre Erfahrungen mit Beichten?

Bei meiner Erstbeichte brachte der Priester einen Vergleich: Ich solle mich als Pilotin meines Lebens sehen, und wenn ich in Turbulenzen gerate, diene mir der Glaube als Radarsystem, Gott als Orientierung. Das finde ich bis heute ein schönes Bild.

Gibt Ihnen das Regelwerk der christlichen Gebote Orientierung?

Durchaus, es ist wichtig, dass es sie gibt, auch wenn uns ein Gebot wie etwa «gleiches Recht für alle Menschen» buchstäblich zum Scheitern verurteilt. Denn vieles von dem, was zu Ungerechtigkeiten, Ausbeutung und Verbrechen auf dieser Welt führt, kann ich nicht direkt beeinflussen. Dennoch muss ich anerkennen, dass es nicht in Ordnung ist.

Sind Sie da nicht etwas streng?

Ich glaube, es braucht eine gewisse Strenge mit sich selber, um sich unbequemen Wahrheiten zu stellen und zuzugeben, dass man an eigenen Ansprüchen gescheitert ist. Als Christinnen und Christen haben wir aber die Möglichkeit, sei’s in der Beichte oder einfach im Gespräch mit Gott, mit Schuldgefühlen nicht allein zu sein. Und selbst wenn wir uns selber nicht vergeben können, Gott hält das Angebot der Vergebung stets aufrecht.


Die Serie «Im Beichtstuhl» im Überblick

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