Bischof Felix Gmür (Mitte) mit Monstranz in der Nähe von Hildisrieden am 502. Auffahrtsumritt Sempach. © Dominik Wunderli / Luzerner Zeitung

Hoch zu Pferd und gut zu Fuss

Zum Auffahrtstag eine Tradition aus dem Kanton Luzern

Auffahrtsumritte haben in der Luzerner Landschaft eine lange Tradition. Es gibt noch sechs sogenannte Flurprozessionen, die hier beritten durchgeführt werden: in Grosswangen, Beromünster, Altishofen, Ettiswil, Hitzkirch und Sempach.

Andreas Krummenacher

Am Donnerstag ist es wieder soweit. In der Luzerner Landschaft finden Umritte statt. Auf der Webseite «Lebendige Traditionen der Schweiz» heisst es, dass solche «feierlichen Prozessionen und Bittgänge durch Felder und Wiesen» 40 Tage nach Ostern, an Christi Himmelfahrt oder eben Auffahrt, weit verbreitet gewesen seien.

Solche Flur- und Naturbegehungen, verbunden mit der Bitte um Schutz für Natur und Mensch, dürften aus alter Zeit stammen. Das Christentum hat dieses Brauchtum integriert. In der Zeit der Bekämpfung der Reformation erhielten diese Prozessionen ausserdem, so heisst es auf der Seite «Lebendige Traditionen der Schweiz», ein «festliches Gepräge», dieses sei bisweilen ins «Pompöse» gesteigert worden. Pferde, Kreuze, Fahnen, Baldachine, Uniformen, festliche Kleidung, Federn, farbenprächtige Pferdeüberwürfe – es ist noch heute ein Spektakel.

Segen für Mensch und Tier

Beim sogenannten Umritt werden jeweils die Grenzen der Gemeinden zu Fuss oder hoch zu Pferd umrundet oder die benachbarten Dörfer besucht. Es gibt in der Regel 12 Haltepunkte bei Kapellen, Wegkreuzen oder grossen Bauernhöfen, dabei wird um den Segen für Mensch und Tier gebetet.

Der grösste Umritt an «Uffert» findet jeweils in Beromünster statt. Der Prozessionstross besteht hier aus rund 1’000 Personen. Sie begeben sich «alljährlich auf die 18 Kilometer lange Strecke – oder zumindest auf einzelne Etappen davon –, um in Gesellschaft anderer zu wandern, zu meditieren, zu beten, Segnungen zu empfangen oder Predigten von Geistlichen zu hören.»

Gestartet wird überall in den früheren Morgenstunden. Anschliessend wird die Strecke abgelaufen oder abgeritten. In Teilen oder gänzlich. Die Halteorte verlangsamen die Prozession, diese dauert darum einige Stunden.

Pferdesegen

Festgottesdienste, Bibellesungen, Segen, Wettersegen oder auch Pferdesegnungen (etwa in der Seeblen bei Beromünster) finden in den Wegstationen und Dörfern unterwegs statt. Am frühen Nachmittag gibt es dann den feierlichen Einzug in die Städchen (Sempach), Dörfer oder Flecken (Beromünster). Gerade in Sempach oder Beromünster finden sich tausende Besucher:innen ein, um die Pilger:innen in Empfang zu nehmen. Es folgen Schlussfeiern oder Vespergottesdienste. Ein Apéro darf dabei gut katholisch zum Schluss nicht fehlen.

Die grossen Umritte sind mittlerweile gesellschaftliche Anlässe, Jahrgangstreffen und Familienzusammenkünfte zugleich. In Sempach war 2022 Bischof Felix Gmür dabei. Er hielt an zwei Standorten eine Predigt. Den Festgottesdienst feierte Bischof Gmür in der Pfarrkirche Hildisrieden.

Bischof mit «launiger Festpredigt»

«In seiner launigen Festpredigt», so heisst es in der Luzerner Zeitung, «ermuntert Bischof Felix Gmür die Anwesenden, den Himmel nicht nur oben, sondern Gott im Mitmenschen zu sehen, den Himmel also auf die Erde zu holen. Schritt für Schritt.» Umritt sehe man, «wie Kirche funktionieren könnte: Schritt für Schritt, ab und zu mal einen Halt einschalten.» Mit einem Lachen hätten die Gottesdienstbesucher:innen den letzten Satz des Bischofs quittiert: «Manchmal macht die Kirche etwas lange Halte.»

Der nächste Auffahrtsumritt findet voraussichtlich am 25. Mai 2025 statt. Entweder frühmorgens um fünf Uhr oder dann beispielsweise im Flecken Beromünster am frühen Nachmittag für all jene, die kein Pferd haben und nicht mehr gut zu Fuss sind.

 

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Sabine Bieberstein auf unsere Seite Glaubenssache online:
«Wendepunkt Himmelfahrt» und «Aufgefahren in den Himmel ...»

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