«Noch mehr würde es mich aber freuen, wenn es auch Domfrauen oder Domdamen geben würde.» Foto: Ueli Abt

Er würde sich über Domfrauen freuen

Nachgefragt bei Wieslaw Reglinski, ab November residierender Domherr des Standes Bern

Wieslaw Reglinski wird ab November residierender Domherr des Standes Bern im Bistum Basel. Diese Funktion stammt aus einer anderen Zeit. Residierende Domherren galten früher als wichtige Vermittler und Botschafter zwischen den Kantonsregierungen und dem Bischof und seinen Mitarbeitern. Das «pfarrblatt» hat bei Wieslaw Reglinski nachgefragt, was seine Aufgaben sein werden und ob er sich über die Ernennung freut.

Andreas Krummenacher

Wieslwa Reglinski selbst hat eine vielfältige «Berner Vergangenheit». Er war acht Jahre lang Pfarradministrator und Pfarrer in Langenthal und Huttwil. Ausserdem war er Einsatzleiter des Care Teams des Kantons Bern. Seit Mitte 2020 ist er Leiter des Offizialates des Bistums Basel und somit enger Mitarbeiter des Bischofs von Basel Felix Gmür. Ein Offizial spricht im Namen des Bischofs Recht.

Wieslaw Reglinski ist hochbegabt und hochgebildet. In Zivilrecht, Kirchenrecht und Moraltheologie hat er je einen Doktortitel. Ausserdem hat er einen Masterabschluss in Bioethik. Russisch bezeichnete er als seine liebste Fremdsprache, Musik als grosses Hobby – Akkordeon spiele er und Gitarre, plus «ein bisschen Klavier und Trompete.» Nicht zu vergessen – Reglinski ist Sportpilot. Zuallererst sei er aber Priester, betont Wieslaw Reglinski gegenüber dem «pfarrblatt».


«pfarrblatt»: Herr Reglinski, sie wurden zum residierenden Domherrn des Standes Bern am Bischofssitz in Solothurn ernannt. Was werden Ihre Aufgabe sein?

Wieslaw Reglinski: Als residierender Domherr des Standes Bern soll ich die Regierung dieses Kantons in der Diözesankurie in Solothurn vertreten. Welche genauen Erwartungen und Wünsche diesbezüglich an mich herangetragen werden, werde ich in einem persönlichen Gespräch und im Austausch mit dem Beauftragten für kirchliche und religiöse Angelegenheiten abklären können. Die residierenden Domherren bilden die Geschäftsführung des Domkapitels und sollen enge Mitarbeiter des Bischofs sein, was bei mir in der Funktion des Offizials und somit des Vorsitzenden des kirchlichen Gerichts der Fall ist. Denn «der Gerichtsvikar bildet mit dem Bischof ein Gericht» – heisst es im c. 1420 § 2 des Codex Iuris Canonici (Anmerk.: Gesetzbuch des Kirchenrechts).

Werden Sie mit der grossen Politik, mit Politiker:innen zu tun haben?

Diese Frage könnten meine in der «Domherrschaft» zwei erfahrenen Kollegen – Christian Schaller und Ruedi Heim, beide Pfarrpersonen in der Bundesstadt und (in Solothurn) nichtresidierende Domherren –  besser beantworten. Ich freue mich, dass der Kanton Bern (wie auch die Kantone Solothurn, Luzern und Aargau) gleich drei Domherren haben, denn «tres faciunt collegium» und …Gott liebt ja bekanntlich Dreifaltigkeit.

Sie sind nun schon seit zehn Jahren in Solothurn. Was verbindet Sie noch mit dem Kanton Bern?

Die Kantone Bern und Wallis waren diejenige, in denen ich – von Rom aus – in den Jahren 1999-2005 pastorale Sommeraushilfen leistete. Während meines seelsorgerlichen Einsatzes als Pfarradministrator und Pfarrer in der Pfarrei Huttwil (2005-2013) konnte ich viel mehr Menschen kennenlernen: mit vielen von ihnen bleibe ich bis heute in freundschaftlichem Kontakt. Andere, wie zum Beispiel den Chefredaktor dieses «Pfarrblattes» Andreas Krummenacher, kenne ich noch aus dem Care Team Kanton Bern. Alles in allem könnte man bei mir wohl den antiken Grundsatz anwenden: «Einmal Bärner – immer Bärner».


Wird man Sie wieder häufiger in Bern sehen?

Bereits als Offizial durfte ich im ganzen Bistum Basel Firmungen spenden. Die Anfragen aus dem Kanton Bern werden bei mir nun natürlich noch höhere Priorität haben. Sonst stehe ich gerne als, wie es so schön heisst, diplomatisches Bindeglied zwischen Kantonsregierungen und Bistum zur Verfügung.

Freuen Sie sich über diese Ernennung?

Ich freue mich wieder «institutionell» mit dem Kanton Bern verbunden zu werden. Noch mehr würde es mich aber freuen, wenn es auch Domfrauen oder Domdamen geben würde. Denn auch sie können «die feierlicheren Gottesdienste in der Kathedral- bzw. Kollegiatkirche durchführen», wie es im c. 503 CIC zur Aufgabe des Kononikerkapitels steht. Solange es aber dort auch heisst, dass es eine Gemeinschaft von Priestern ist, bleiben Frauen aus diesem wichtigen Bistumsgremium leider ausgeschlossen.


Hinweis: Die Einsetzungsfeier von Wieslaw Reglinski zum residierenden Domherrn findet am 23. November 2023, 16.30 Uhr, in der Kathedrale Solothurn statt.
 

Domherren bilden ein Beratungsgremium des Bischofs. Der residierende Domherr unterstützt den Bischof in der Leitung der Diözese in verschiedenen Aufgaben am Bischofssitz in Solothurn. Daneben gibt es zwei nichtresidierenden Domherren. Es sind das Christian Schaller, Pfarrer der Dreifaltigkeitspfarrei, und Ruedi Heim, Leitender Priester im Pastoralraum Bern und Pfarrer in Bern-West. Auch in unserer Region treten die Domherren oft als Firmspender auf.

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