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Ein Lächeln im Gesicht

Kolumne aus der Inselspitalseelsorge

Vor ein paar Wochen begleitete ich eine junge Frau, die an einem aggressi­ven Tumor erkrankt war. Ihre Heil­chancen galten als sehr gering.

Familiär war die Patientin auf sich gestellt und konnte nicht auf ihr Umfeld zählen. So bot ich ihr eine intensivere seelsorglich-­spirituelle Begleitung an, die sie gern annahm.

In unseren Gesprächen erzählte sie von ihrer grossen Leidenschaft für Pfer­de. Sie liebte es, ihr Pflegepferd auszu­reiten, es zu pflegen und empfand das Zusammensein mit «ihrem Pferd» als das Beste, was es auf der Welt gebe.

Der Pferdehalter, den sie schon von Kind auf kannte, bot ihr an, «ihr» Pferd in Spitalnähe zu bringen. So könne sie es wiedersehen, bei dem Tier einen Moment Kraft tanken und Ruhe finden. Doch schon der Gedanke daran trieb ihr Tränen in die Augen, und sie lehnte mit den Worten ab, dass ihr das zu schmerzlich erscheine und sie das nicht aushalten könne.

Eines Tages aber überraschte sie mich mit der Bitte, sie zu ihrem Pferd zu begleiten. Sie plane, es wiederzusehen, die nötigen Vorkehrungen seien getrof­fen. Auch ihre Spitalärztin habe dies gutgeheissen. Da sie zu diesem Zeit­punkt schon sehr schwankend gute wie schlechte Tage hatte, machten wir ab, dass ich ihr vorab kurz ein Email schrie­be, ob das Treffen stattfinde oder nicht. Hinzu kam, dass die Witterung sehr unbeständig war. Ich wartete auf eine direkte Antwort von ihr, doch es kam nichts zurück. So rief ich auf der Station an und erfuhr, dass die Patien­tin soeben friedlich entschlafen sei – mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Isabella Skuljan, Seelsorgerin im Inselspital

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