Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (links) hatte die Idee zur Friedenskonferenz. Er ist hier mit dem Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis im Januar in Belp. Foto: Alessandro della Valle, Keystone

Den Krieg in der Ukraine beenden

Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock - Kirche ist gefordert

 

Am 15. und 16. Juni findet auf dem Bürgenstock eine Friedenskonferenz zum Krieg des russischen Regimes in der Ukraine statt. Für die Kommission «Justitia et Pax» der Schweizer Bischofskonferenz ist das auch eine Gelegenheit, sich in Gebet und Reflexion dem Thema Frieden zu widmen.

Andreas Krummenacher

Auf Einladung der Schweiz versammelt die Friedenskonferenz hochrangige Politiker:innen aus der ganzen Welt, um über Wege zu einem Frieden im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu diskutieren. Es soll an diesem Wochenende Mitte Juni um mehr gehen als nur eine Plattform für politische Gespräche. Das findet die Kommission «Justitia et Pax» der Schweizer Bischofskonferenz. Passend zur Konferenz haben die Verantwortlichen einen Predigtimpuls für die Gottesdienste an diesem Wochenende verfasst. «Vom Handwerk des Friedens» lautet der Titel des Textes, dieser geht aus von den Lesungen und dem Evangelium des Wochenendes und fordert dazu auf, sich intensiv mit den Perspektiven und Herausforderungen des Kriegs in der Ukraine auseinanderzusetzen.


Perspektiven, Hoffnung und Mitwirkung

Perspektiven: Die erste Lesung aus dem Buch des Propheten Ezechiel erzähle von einem neuen Anfang. Angesichts von Zerstörung und Hoffnungslosigkeit lasse Ezechiel Bilder des Lebens, wie das «der heranwachsenden Zeder vor unseren Augen lebendig werden». Seine Vision eröffne eine neue Perspektive: «Gewalt und Zerstörung haben nicht das letzte Wort.»

Hoffnung: Im zweiten Brief an die Korinther spreche Paulus über die Überwindung des Todes durch Jesus Christus. Diese Botschaft soll Zuversicht und Hoffnung geben, selbst in den dunkelsten Zeiten. Paulus erinnere daran, dass die irdische Existenz nicht das Ende sei und dass wahre Heimat und Frieden erst bei Gott zu finden sind.

Mitwirkung: Das Markus-Evangelium verdeutliche, dass aus kleinsten Anfängen Grosses erwachsen könne, «wenn wir den guten Samen säen.» Diese Botschaft soll ermutigen, aktiv an der Gestaltung von Frieden und Gerechtigkeit mitzuwirken, auch wenn die Ergebnisse unserer Bemühungen noch nicht sichtbar seien.

Handwerk und Architektur des Friedens

Der Predigtimpuls von «Justitia et Pax» betont die Notwendigkeit sowohl des persönlichen Engagements als auch struktureller, politischer Massnahmen für den Frieden. Papst Franziskus spreche in seiner Enzyklika «Fratelli tutti» denn auch vom «Handwerk des Friedens» und im politischen Bereich von der «Architektur des Friedens». Während das «Handwerk des Friedens» durch Dialog, Zuhören und gegenseitigen Respekt gekennzeichnet sei, sind auf der politischen Ebene klare Schritte zur Eindämmung von Gewalt und zur Förderung von Gerechtigkeit und Menschenrechten erforderlich, so schreiben die Verantwortlichen im Predigtimpulses.

Die Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock könne als ein solches Element der «Architektur des Friedens» gesehen werden. Sie sei ein Mosaikstein auf dem langen Weg zu einer nachhaltigen Friedenslösung, die Zeit, Geduld und kontinuierliche Anstrengungen erfordere.


Dem Frieden eine Chance geben

Der Predigtimpuls schliesst mit der Aufforderung, sich im Zusammenhang mit Krieg und Frieden Fragen zu stellen und in Momenten der Stille über Perspektive, Hoffnung und Mitwirkung nachzudenken. Welche Geschichten erzählen wir weiter? Was bedeuten uns diese drei Begriffe?

In einer Welt voller Konflikte und Unsicherheiten biete die Konferenz auf dem Bürgenstock nicht nur Raum für politische Diskussionen, sondern auch für spirituelle Besinnung und das Gebet um Frieden. Diese duale Herangehensweise – politische Massnahmen und persönliche Reflexion – könne dazu beitragen, dass Frieden und Gerechtigkeit eine Chance haben, in unserer Welt Fuss zu fassen.
 

Die Ukraine bat die Schweiz, eine Friedenskonferenz zu organisieren. Für die Konferenz auf dem Bürgenstock hat die Schweiz nun über 160 Delegationen eingeladen: darunter Staaten der G7, der G20, der BRICS und zahlreiche weitere Länder sowie die EU, UNO, OSZE, den Europarat und Vertreter des Vatikans und den Patriarchen von Konstantinopel. Die Liste der teilnehmenden Staaten wird erst kurz vor Beginn der Konferenz publiziert. Laut dem Eidgenössischen Departement für Auswertige Angelegenheiten wurde Russland nicht eingeladen. Die Schweiz habe immer Offenheit gezeigt, eine Einladung auszusprechen. Russland habe aber mehrfach mitgeteilt, kein Interesse an dieser Konferenz zu haben. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wird teilnehmen und US-Präsident Joe Biden komme vielleicht, wie die NZZ berichtete.

 

Hinweis: Lesen Sie hier den Predigtimpuls von «Justitia et Pax» im Wortlaut

 

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.