«Kann man derzeit ohne Scham katholisch sein?»
Während ein deutscher Kardinal seinen Rücktritt anbietet, lässt sich Jonathan Gardy für einen pastoralen Dienst in der Kirche beauftragen. Was bewegt ihn dazu? Ein persönlicher Essay.
Vor zwölf Jahren verliess ich das Gymnasium mit der Matura in der Tasche. Ich konnte mir nichts Schöneres, Wichtigeres und Besseres denken, als Seelsorger zu werden. Meine persönlichen geistlichen Erfahrungen waren stark und prägend; sie hatten mir eine ungeahnte Sinntiefe gezeigt, mich vormals fremden Menschen näher gebracht und mich Freiheit schmecken lassen. Glaube – das war kein Gedankengebäude, sondern ein offener Raum für Begegnungen mit dem Heiligen und Heilenden. Es drängte mich, einst anderen Menschen solche Erfahrungen möglich zu machen. Darum begann ich, Theologie zu studieren.
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