Proben im Pfarreisaal, in der Kirche Bruder Klaus; Agapefeier: Sechzig Sängerinnen und Sänger nahmen am Liedtag teil.
Fotos: Niklaus Baschung

UMS LEBEN SINGEN

60 Sängerinnen und Sänger nahmen im Pfarreizentrum Bruder Klaus an einem Liedtag teil,

60 SÄNGERINNEN UND SÄNGER NAHMEN IM PFARREIZENTRUM BRUDER KLAUS AN EINEM LIEDTAG MIT BERÜHRENDEN LIEDTEXTEN VON HUUB OOSTERHUIS TEIL.

Wer an diesem Samstagnachmittag auf der Bieler Alfred-Aebi-Strasse zu Fuss unterwegs ist, begegnet zuerst schwerem Basssound, der von der Dachterrasse eines Hochhauses über das ganze Quartier schallt. Plötzlich mischen sich darunter tröstliche Gesänge aus den geöffneten Fenstern des Pfarreisaals Bruder Klaus. Im Saal singen schon seit dem Vormittag sechzig Sängerinnen und Sänger aus vielen Teilen der Schweiz «ums Leben». Das Motto dieses Chor-Workshops «Ums Leben singen» ist zweifach zu verstehen, wie Peter Bernd, Pfarrer im Pastoralraum Biel-Pieterlen, bei der Begrüssung erklärt: «Wir singen für das eigene Leben, aber auch für das Leben aller entrechteten Menschen auf dieser Welt.»

Der Theologe und holländische Kirchenlieddichter Huub Oosterhuis (1933- 2023) hat das moderne Kirchenlied im deutschsprachigen Raum stark geprägt. Seine Beliebtheit hat wohl auch damit zu tun, dass er sich bei der Kombination von Bibelversen in seinen Liedern nicht an kirchlichen Dogmen orientierte. Sie halten, wie es in der Einladung zu diesem Liedtag heisst: «Poetisch Hoffnungen und Träume der Bibel nach einem befreiten und gerechten Leben wach.»

Tom Löwenthal hat verschiedene Liedtexte von Oosterhuis vertont. Hier in Biel hat er die musikalische Leitung inne. Präzise achtet er bei den Proben darauf, dass die Sänger und Sängerinnen die Inhalte der Liedtexte stimmungsmässig aufnehmen und mit der Körperhaltung darstellen. Interessant, mitzuverfolgen, wie dies immer wieder gelingt und sich die Klangbilder ändern. Beim Mithörenden lösen sie ein Gefühl von Sehnsucht aus. Erfreulich übrigens, dass dieser Adhoc-Chor zu einem Drittel aus Männern besteht, was den vierstimmigen Liedern eine zusätzliche Tiefe verleiht.

Kees Kok, einer der engsten Weggefährten von Oosterhuis, führt jeweils in die Liedtexte ein. «Seine Lieder sind Lebenslieder gegen den Tod», stellt er fest. Wichtig für die Theologie von Oosterhuis sei sein Gottesverständnis: «Ich werde da sein», der Name Gottes, ist für seine Theologie zentral wichtig.» Dies zeige sich etwa im Lied «Solange es Menschen gibt» im Vers «Du unser Licht und Lebensatem, du weist uns Wege durch den Tod, auf dass wir gehn in deinem Namen, wie einmal ging dein Menschensohn.»

Singen, theologische Einführungen in die Texte, Liedproben, Apéro riche, persönlicher Austausch – der dichte, anregende Workshop mündet am Abend in eine Agapefeier in der Kirche Bruder Klaus mit den geprobten Liedern, zusammen mit der Gemeinde. In seiner Predigt verweist Kees Kok auf das Bibelverständnis von Huub Oosterhuis: «Die Bibel ist für ihn ein Buch von Menschen für Menschen, die Bibel ist der Anfang des Dialogs zwischen Gott und dem Menschen.» Für ihn selber seien die vertonten Lieder von Osterbrook die wichtigste Sprache des Glaubens, weil sie Kraft und Trost spenden. Als sich die ganze Gemeinde im Altarraum zum Brot- und Weinteilen versammeln, feiern sie auch diesen aufbauenden Tag, der Kraft und Trost gespendet hat.

Niklaus Baschung

Mitwirkende: Der Liedtag in Biel fand unter der Leitung von Tom Löwenthal (Musik), Kees Kok (theologische Vertiefung) statt. Weitere Mitwirkende: Geert Hendrix (Klavier/Orgel), Beda Mast (Querflöte), Rebecca Zimmermann (Einsingen und Registerproben). Organisation: Elsbeth Caspar. Ein Verpflegungsteam aus Freiwilligen des Pastoralraums sorgten für das leibliche Wohl.

 

 

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