Zum Pastoralraum gehört vor allem Engagement wie das der Aktionsgruppe bei der grossen Klimademo. Foto: zVg

PASTORALRAUM: EINFACH ERKLÄRT

WAS GENAU IST DER PASTORALRAUM? ES GIBT ZWEIFEL, KRITIK UND FRAGEN.

WAS GENAU IST DER PASTORALRAUM? ES GIBT ZWEIFEL, KRITIK UND FRAGEN.

Wenn von Pastoralräumen Typ A und Typ B gesprochen wird, folgt als erstes die Frage nach dem Unterschied, umso mehr als die vier Pfarreien Bruder Klaus, Christkönig, St. Maria und St. Martin bei der Errichtung des Pastoralraumes Biel-Pieterlen im Jahr 2014 einen solchen des Typs A bildeten. Das ist jetzt 10 Jahre her. Feiern will das keiner. Vor vier Jahren, im Februar 2020, wurde der Pastoralraum dann zu einem solchen des Typs B, dessen Hauptmerkmal ist, dass es keine lokalen Seelsorgeteams mit je eigener Leitung mehr gibt, die sich regelmässig treffen und Pastoral auf unterschiedliche Weise und zusammen mit Menschen gestalten: Überschaubar, flexibel und „nah“.

Dass die Errichtung der Pastoralräume in erster Linie etwas mit der immer dünner werdenden Personaldecke, zuerst bei den Theolog:innen, inzwischen längst bei allen „typisch kirchlichen“ Berufsgruppen zu tun hatte, wurde gern bestritten. Sei doch der Pastorale Entwicklungsplan (PEP) auf die Zukunft von Kirche hin konzipiert worden mit dem Ziel, möglichst vielen Menschen Verantwortung zuzubilligen – basierend auf ihrer je eigenen Würde als Christ:innen mit ihren ganz unterschiedlichen Charismen.

Den verschiedenen regionalen Realitäten zwischen ländlich und städtisch, (noch) mehrheitlich katholisch oder stark reformiert geprägt, klein- oder grossflächig etc. wollte man in der Vernehmlassung mit einer ganzen Reihe von Pastoralraumtypen „kreativ“ begegnen. Dies ist nie gelungen. Geblieben sind zwei Typen, inzwischen vor allem der „zentralistischste“ Typ B.

Die Frage stellt sich: War der vom Schreibtisch aus geplante Ansatz über die Struktur je richtig? Unterfüttert mit einer doch formelhaft gebliebenen Rede von einem „Glauben“, den man „ins Spiel bringen“ wolle, als ob angesichts des von grossen Gegensätzen geprägten Spektrums von Kirche und Theologie klar wäre, was gemeint ist. Es darf unterstellt werden, dass eben der einer überholten Theologie folgende Formelglaube hier als das Gemeinsame behauptet wurde.

Primat des Inhalts

1993 wurde unter Federführung namhafter Theolog:innen ein „Arbeitsinstrument für pastorales Handeln im Bistum Basel“ mit dem Titel „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit…“ veröffentlicht. Hier wird von einem inhaltlichen Ansatz und Kriterium, der zentralen biblisch-menschenrechtlichen Botschaft der Befreiung aller Menschen, ausgegangen und Kirche und ihre Zukunft von Menschen konkret daraufhin befragt.

Strukturen werden erst in einem zweiten Schritt nach inhaltlichen Leitlinien gemeindlich von unten nach oben gesucht, angepasst und je und je verändert. Das hätte zu vielen „Typen“ pastoraler Zusammenarbeit und eine bunten, evangeliumsgemässen Kirche führen können. „Auf dass wir uns… erinnern, wie sie einmal gedacht war, die Kirche“, schreibt Jacqueline Keune in einem ihrer wundervollen Gebete.

Gleichwohl lassen sich Menschen auch in schwierigen „Typen“ von Pastoralräumen nicht entmutigen und suchen mitten im zentralistischen Typus B nach inspirierenden Ansätzen, formulieren Visionen und Ideen, leben neue Weisen von Kirche mit menschenwürdiger Liturgie, engagiertem Wort nach aussen, vielfältigen Wegen gemeinsamen Lernens und Handelns in der Trias von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Im März haben sich in einer Retraite Akteur:innen aus dem Pastoralraum genau dazu zusammengesetzt, kritisch, fragend, suchend und ermutigend Gemeinschaft gelebt. Ein Leitbild soll folgen – quasi „von unten“.

Peter Bernd

 

Struktur des Pastoralraumes

Ganz wichtig ist zu wissen: Der Pastoralraum besteht immer noch aus Pfarreien; diese sind vorgegeben, auch wenn Zusammenlegungen denkbar wären. Pastoralräume können jederzeit verändert oder abgeschafft werden. Es sind vom Kirchenrecht her gesehen rein fakultative organisatorische Grössen – genauso wie die aufgelösten Dekanate. Genannt seien folgende strukturellen Elemente und Gremien – konkret im Pastoralraum Biel-Pieterlen:

Strategiegruppe (Pastoralraumteam):

Hat die sogenannte strategische Leitung. Hier werden grundsätzliche bzw. de iure Entscheidungen gefällt.  Mitglieder haben jeweils eine oder mehrere Strategieverantwortungen inne. Bereiche derzeit: Diakonie, Liturgie, Katechese, Jugend, Familien, Kommunikation, Seniorenarbeit, Trauer und Abschied, Bildung, Freiwillige.

Mitglieder: P. Bernd, J.-M. Chanton, C. Christen, P. Christen, S. Herbst, Anja Schulze, G. Zdrinia. – Sekretärin: B. Maier

Seelsorgeteam (Pastoralraumkonferenz):

Hier liegt die wichtige operative Ebene mit der grössten Sitzungshäufigkeit. Die früheren Seelsorgeteams, die im Typ A die selten tagende Pastoralraumkonferenz bildeten, fallen nun in ein Team zusammen. – Alle Aktivitäten im Pastoralraum laufen hier zusammen. – De-facto-Entscheidungen. Mitglieder: P. Bernd, J.-M. Chanton, C. Christen, P. Christen, L. Cirillo, S. Herbst, C. Imboden, K. Jung, M. Maier, A. Sahli, A. Schulze, G. Zdrinia, Sozialarbeiter:in…, Sekretärinnen – Sekretärin: B. Maier

Subteams derzeit:

Katechese und Jugend;  Liturgie;  Subteam Pfarrei Pieterlen

Erweiterte Pastoralraumkonferenz:

Es ist ein Diskussion- und Begegnungsraum. Mitglieder: Seelsorgeteam (s.o.) plus pensionierte Kirchenleute, ggf. Vertretungen aus Kirchgemeinderäten und Pastoralraumrat, ggf. andere Berufsgruppen. Kommt ca. dreimal jährlich zusammen.

Pastoralraumrat:

Er ist die offizielle, gewählte Vertretung der (in Biel deutchsprachigen) Katholik:innen. Nichtprofis, daher unabhängig und ein wichtiges Gegenüber im Kirchenkonstrukt in Biel/Bienne. Bestimmt die Pastoral wesentlich mit. Mitglieder: W. Brüschwiler, E. Caspar (Präsidentin), D. Chervet (Co-Präs.), V. Donzé, A. Sahli, H. Schift, H.  Wechsler, M.-T. Wellinger (Co-Präs.), P. Bernd (qua Amt).

Pastoralraumversammlung:

Alle (in Biel deutschsprachigen) Katholik:innen. – Ca. 1-2 Mal jährlich.

 

 

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